Aus Steinen werden Naturfarben – Vernissage im Atelier Brenger
von Martina Hörle
„Begonnen hat es damit, dass ich einen Ort auf eine Weise darstellen wollte, wie man es normalerweise nicht macht.“ So erklärt Tom Brenger den Ursprung seiner Ausstellung „Landschaft der Farben – der Ton der Heimat“, die heute Nachmittag, 18 Uhr, eröffnet wurde.
Der Naturmensch Tom Brenger, der seit Kindesbeinen an immer gerne draußen ist, hat vor fünf Jahren damit angefangen, Farbe aus Naturmaterialien herzustellen. An den Orten, die er aufsuchte, interessierten ihn vor allem Farben, nicht die sichtbaren, sondern solche, die er im Boden finden konnte. „Die Proben, die ich mit nach Hause nahm, sahen anfangs für mich ein bisschen grau oder ein bisschen beige aus“, erzählt er. „Manchmal unterschieden sie sich nur durch winzige Nuancen.“
Vor drei Jahren hat er seine Tätigkeit intensiviert und systematisiert. Von jeder Probe, die er in seinen Rucksack gepackt hatte, wurden genaue Aufzeichnungen gemacht. Er begann sich mit Geologie zu befassen und verfasste Notizen darüber, welche Gesteinsschichten es in der hiesigen Region zu finden gibt.
Jetzt kann Brenger sogar mit Hilfe seiner Farbmaterialien manche Wanderwege nachstellen. Sein Lieblingswanderweg ist der Landrat-Lucas-Weg von Leichlingen über Glüder bis zum Rüden. Es geht immer an der Wupper entlang und Brenger genießt dabei die schönen Ausblicke, vom Material für seine Farben ganz zu schweigen.
In seinem Atelier ordnete er zunächst nach Farbverläufen. Dann aber zog er es vor, nach den drei wesentlichen Gesteinsschichten zu sortieren. An einer Wand seines Ateliers hängen jetzt drei große Farbtafeln nebeneinander. Links Unteres Mitteldevon, Mitte Oberes Unterdevon, rechts Unteres Unterdevon. Diese Tafeln decken einen Zeitraum von über 50 Mio. Jahren ab. Die intensive Beschäftigung mit Naturmaterialien hat ihn auch als Künstler verändert. Die Werke, mit denen er sich rund zwanzig Jahre befasst hat, laufen jetzt nebenher. Das natürliche Material fasziniert ihn. „Meine Fachbibliothek wächst stetig. Es ist erstaunlich, wie viel Informationen es über Farben und Pigmente gibt.“
Er erklärt weiter: „Auch wenn manche Farbtafeln monochrom scheinen, wirken sie unter der Lupe betrachtet völlig anders. Ganz reine Farben gibt es nur auf synthetischer Basis.“ Synthetik und Acrylate verwendet Brenger nicht. Seine Bindemittel sind auf natürlicher Basis, seine Tafeln genau wie Ikonen grundiert.
Es ist eine mühevolle Arbeit, die Steine im Mörser zu zerstoßen und zu Pigmenten zu verarbeiten, aus denen Farben hergestellt werden können. Mittlerweile ist Tom Brenger bei 178 Farbtönen angekommen. Doch noch ist nicht Schluss. „Ich habe genügend Material übrig, um die 200 voll zu machen“, erklärt Brenger. Doch derzeit hat die Dokumentation für ihn absolute Priorität. „Ich habe so viele Notizen und gesammelte Informationen zu meinen Gesteinsproben, die unbedingt verarbeitet werden müssen. Ich mag es nicht, wenn Gedanken verloren gehen!“
„Landschaft der Farben – der Ton der Heimat“, Ausstellung eines Künstlers, der mit Hilfe von Steinen durch die Zeit reist. (mh)