Zeugnisse menschlicher Kunst aus der Frühgeschichte der Menschheit sind zahlreich, es vergeht kaum ein Jahr ohne neue Funde und Erkenntnisse. So ist die Verwendung von Rötelerden und Ocker schon für die Neandertaler nachweisbar. Beeindruckend sind die zahlreichen Beispiele für Höhlenmalerei. Neben den Darstellungen von Tieren (häufigstes Motiv) und abstrakten Zeichen finden sich immer wieder Bilder von Händen. Versuche der Experimentalarchäologie haben eindeutig ergeben das sie durch Aufspucken der Farbe, oder Abklatschen der eingefärbten Hand entstanden sind. Ich habe eine dieser mindestens 35.000 Jahre alten Techniken mit selbstgewonnener Erdfarbe nachempfunden, und habe das Pigment, mit Bindemittel vermengt, auf die Wand gespuckt. (Bindemittel: Gummi Arabicum) Es wurden auch Blasrohre gefunden mit denen das trockene Pigment aufgeblasen werden konnte. Durch die Feuchtigkeit in den Höhlen haftete das Pulver am Fels.
Der Titel des Beitrags zitiert den Buchtitel einer für die Forschung und Deutung der Höhlenmalerei wichtigen Schrift: „Die Hand an der Wand“ (Max Raphael, 1889 – 1952)
Raphael, der zuvor schon Schriften über Kunstgeschichte, Ästhetik und Archäologie verfasste, arbeitet bis zu seinem Freitod an einer „Empirischen Kunstgeschichte“, die sich auch der Höhlenmalerei widmete. Er war der erste Forscher und Kunsttheoretiker der sich streng wissenschaftlich mit der bis Anfang des 20. Jahrhunderts kaum beachteten Kunst der Steinzeit beschäftigte. Bis heute gelten seine Schriften zu dem Thema als Meilenstein.